Wort zum Sonntag am 29. März 2020

von | Mrz 29, 2020 | Archiv – Predigten aus der Coronazeit | 1 Kommentar

Geschrieben von Tomas

29. März 2020

Wort zum Sonntag

Predigt vom 4. 7. 2021

"Es gibt im Menschen den Hang zur Philosophie des "nichts anderes als...Der ganze Mensch is nix anderes als...". Tomas lädt ein zum Nachdenken über die Versuchung der Abwertung des Anderen und zur Wertschätzung des Lebendigen. (m)EINBLICK – CWs KolumneWas Dich noch...

PROPHETEN-LOS ?

Bibelrunde14. Sonntag im Jahreskreis Halleluja. Halleluja. Der Geist des Herrn ruht auf mir. Der Herr hat mich gesandt, den Armen die frohe Botschaft zu bringen. Halleluja.Eindrucksvoll, wie dieser Vers aus dem Psalm 123 – als „Antwortpsalm“ zwischen den Lesungen –...

Predigt vom 27. 6. 2021

"Zwei Menschen am Abgrund der Verzweiflung begegnen uns im heutigen Evangelium. Zwei Menschen - in den Augen dieser Welt mit aussichtslosen Anliegen..." So beginnt Tomas seine Predigt über die Tochter des Jairus. Er erinnert sich an die Begegnung mit einer jungen Frau...

Bedrohtes Leben

BibelrundeMarkus 4, 35 – 41  Am Abend dieses Tages sagte er zu ihnen: Wir wollen ans andere Ufer hinüber fahren.Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg. Einige andere Boote begleiteten ihn.Plötzlich erhob sich ein heftiger...

Predigt vom 13. 6. 2021 -„Senfkorn“

„Die Worte des Evangeliums atmen ein Wort, dieses Wort ist ein heiliges Wort: Geduld. Alles Lebendige braucht Geduld. Alles hat seine Zeit und alles braucht seine Zeit.“ (TK).Von der Schildkröte Hannibal bis zum ruppigen Friedhofsverwalter am Telefon spannt Tomas den...

Predigt vom 6. Juni 2021

"Familiengeschichten" sind der Ausgangspunkt im Sonntagsevangelium, nicht ungewöhnlich also, dass Tomas Nachschau in der eigenen Familie hält, aber weit darüber hinaus geht und letztlich bei einem der großen Spannungen des christlichen Selbstverständnis landet: den...

Predigt 30. 5. 2021 – Vom Entgegenkommen

"Da trat Jesus auf sie zu." Ausgehend von diesem Wort erzählt Tomas, in welchen Begegnungen und Situationen er das Entgegenkommen Jesu zuletzt erfahren hat. Im Alltäglichen und Zu-Fälligen: Eine Feier im Mutter-Kind-Haus, ein Besuch in einem Obdachlosenhaus,...

Predigt am Pfingstsonntag 23. 5. 2021

"Du kannst die Wahrheit einem Menschen wie einen nassen Fetzen um die Ohren knallen oder du kannst sie ihm hinhalten wie einen Mantel, in den er hineinschlüpfen kann." Wie es ist, einen Beistand an seiner Seite zu haben, das ist der Ausgangspunkt für die...

Quelle und Fels und Licht und Leben…

Pfingstsonntag   Noch ganz lebendig ist der Eindruck, den die Predigt von Tomas am vergangenen Sonntag hinterlassen hat: Die 99 und noch mehr Namen Gottes…  Was zu Pfingsten geschehen ist, lässt sich wohl kaum wirklich beschreiben. Die Berichte sind voll von...

Meine Lieben!

Wieder hab ich die Möglichkeit, wenigstens auf diesem Weg dank dieses für mich ungewohnten Mediums mit dem Sonntagsevangelium zu Euch zu kommen.

Beginnen darf ich mit einem vor 25 Jahren entstandenen Lied, das mittlerweile ganze Kindergenerationen auswendig können, ein Lied, das sie inwendig weiterbegleitet: Jesu Versprechen und Zusage:

Lazarus, komm heraus!

Nun, es kommt einem schon ein wenig das Gruseln, wenn man versucht, sich diese schaurige Szenerie vorzustellen. Kein Wunder, dass Maler aller Zeiten, von dieser Erzählung berührt, die verrückte Herausforderung angenommen haben, das unverständlich Unbegreifliche ins Bild zu zwingen. Bloß: Wie schaut das aus? Wie wandelt ein bereits seit vier Tagen in Verwesung übergehender Leichnam aus einer finsteren Grabhöhle hervor, – bandagiert von oben bis unten mit ursprünglich weißen Leintuch-Streifen, ein Schweißtuch verhüllt das fahle, spitze Gesicht des Toten. Unvorstellbar aber auch Jesu Blick, zuinnerst tief erschüttert, immer noch betend zum Himmel gewandt. Mit kraftvoller Stimme ruft er Lazarus beim Namen. Tränenüberströmt ist sein Antlitz, – Lazarus heißt: `Gott heilt, Gott hilft auf´… Und wie dann, nach all dem aufschluchzenden Weinen und Wehklagen der Menge, plötzlich diese Totenstille eintritt. Unwillkürlich, wie im Horrorfilm stockt einem der Atem, angespannt dem entscheidenden Augenblick entgegenfiebernd – Was passiert jetzt?

Einer Oberstufenklasse hab ich einmal zu diesem Evangelium ein fetzig aufgemachtes Plakat mitgebracht: Viele Hände, Mikrophone haltend, strecken sich im Bildvordergrund einer vermummt aus dem Dunkel hervortretenden Gestalt entgegen, in deren Augen Mund und Händen ein geheimnisvolles Licht glimmt, glüht, aufblitzt. Unheimlich, aber spannend. Der Text dazu, in grell-bunt poppigen Riesenlettern lautet: `Lazarus. Das überraschendste Comeback aller Zeiten. Werden Sie Zeuge, fragen Sie alles, was Sie schon immer fragen und wissen wollten. Sie werden staunen…´
Ich lud die Schüler ein, zunächst einmal einfach ungeniert ihre Fragen zu stellen, ich würde sie auf der Tafel notieren, mit einem Frage-Antwort-Spiel soll´s dann weitergehen. Na, mit so einem Ansturm hätt´ ich nicht gerechnet, kam beim Mitschreiben kaum nach. Von „Zieht beim Sterben wirklich mein ganzes Leben noch einmal vorüber? Und es gelten keine Ausreden mehr?“ über „Wie ist das eigentlich mit diesem schwarzen Tunnel, durch den man dann durchmuss, angeblich? Kommt einem da wirklich ein Licht entgegen?“ bis zu „Holen einen die früher Verstorbenen ab, versammeln sich unsichtbar ums Bett, begleiten Dich, helfen Dir? Bis dorthinaus, bis – dorthinein: Himmel! Hölle, Fegefeuer?“ Ach, sie waren gar nicht zu bremsen, eine Frage weckte die nächste – da hob Julia die Hand, ein liebes, stilles Mädchen mit einem wehmütigen Lächeln: „Was meint das eigentlich: Ewiges Leben? Und bleiben wir dann miteinand wirklich in Verbindung, die Lebenden und die Verstorbenen, weil da heißt´s doch irgendwo: `Wie im Himmel also auch auf Erden…´ Stimmt´s? – Bitte, da hätt´ ich jetzt gern, – bitte!, – Deine persönliche Meinung dazu gehört.“
Ich zögerte, ehrlich gesagt ziemlich irritiert: Wir hatten´s doch extra anders ausgemacht. Irgendwas in ihrem Blick aber, in ihrer Stimme forderte mich heraus, rief mich in die Verantwortung. „Ewiges Leben? Hmm? – Nun, Julia, ich würd´ sagen Lebendigkeit, – innere Lebendigkeit! Lebendigkeit ist – tja? Vielleicht einfach leben und immer neu in Beziehung treten zum anderen. Gegenwärtig sein eben, `jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.´“
Nachher, in der Pause, fragte ich Julia am Gang draußen unter vier Augen, ob sie mit meiner Antwort was anfangen könne. „Ehrlich g´sagt, nicht gar so viel“, meinte sie vorsichtig, „muss vielleicht noch nachdenken drüber. Aber trotzdem: Danke!“ Dann fuhr sie leise fort: „Meine Oma ist vor zwei Wochen verstorben, die, bei der ich immer am Nachmittag war…“ Sie schluckt, ich drücke ihre Hand – wir verstehen uns. Beide haben wir uns ein Stückerl rausgetraut.

Nach seinem lauten „Lazarus, komm heraus!“-Ruf, – was sagt Jesus nun der fassungslos erstarrten Menge angesichts des `überraschendsten Comeback aller Zeiten´? Wieder was völlig Unerwartetes, nämlich: „Löst ihm die Leichentücher ab – und – lasst ihn gehen!“ Keine Interviews! Keine Frage-Antwort-Stunde. Die Menge zerstreut sich, jedem hat sich dieses unbegreifliche Geschehen auf Jesu Ruf hin wie ein schräger Schlussakkord tief eingeprägt: dass selbst ein Toter sein Gebetswort hört, seiner Stimme lauscht, – und gehorcht…?! In ihren eigenen Ohren und Herzen hallt dieser Ruf weiter, wirft sein Echo zurück – und auf einmal hörst Du nicht mehr „Lazarus“, sondern den eigenen Namen: „Tomas“ – Herta, Jeanette, Jakob, Tanja… – komm heraus! Aufbruch von innen, ganz tief drinnen nach außen, – nach draußen – Durchbruch, – und sich wieder neu auf den Weg machen.
Ich meine, diesen Ruf kennen wir alle: ich, Du, wir – beim Namen gerufen, ich in meine und Du in Deine persönliche Verantwortung. Aber: Alle wissen wir auch, wie lang´s oft braucht, wie verstockt wir oft sind, wie schwer´s oft fällt, Folge zu leisten. Gott sei Dank, offenbar kennt und versteht Jesus genau das: „Löst ihm die Binden – und lasst ihn gehen!“ Demnach wär´ das also auch bei Lazarus kein fröhliches Aufspringen, kein köstlich ausgeruht, tatendurstiges Aufstehen gewesen – sondern was Mühsames: aus Erstarrung und Auflösung heraus ein Sich Wiederfinden. Zurecht-Finden. Wieder hineinwagen, hineintrauen ins Leben… „Gebt´s ihm a Ruh jetzt einmal“, sagt Jesus, „der braucht noch Zeit, lasst´s ihn gehen…“

Vor 10 Jahren hat meine jüngere Schwester Lisi einem damals obdachlosen Mann den struppig zitternden Welpen auf seinem Arm abgekauft. Daraus wurde, von ihr ausgebildet, ein wunderbarer Therapiehund, der seine Aufgabe sofort erspürt, und seine Arbeit sichtlich mit Freude und Engelsgeduld zum Segen für die vielen tut. Unser Charlie!
Da war so ein schmächtiger Bub inmitten einer umhertollenden, begeistert kreischenden Kinderschar. Zusammengeklappt und wie versteinert hockt er regungslos auf einer Bank, das Gesicht auf die von beiden Armen fest umschlungenen Knie gepresst. Zielsicher steuert Charlie genau dieses traurige Kind an, setzt sich ihm zu Füßen, unaufdringlich, mit Blick auf die ringsum fröhlich ausgelassene Kinderschar. Alle paar Minuten schiebt er sich im Rückwärtsgang einige Zentimeter näher zu dem Buben hin. Und irgendwann beginnt dann eine kleine Hand sich zu regen: erst ein, dann zwei, dann drei Finger wagen sich in langsam rhythmischer Bewegung Richtung Hund hin. Mehrmals wiederholen sich die Annäherungsversuche des Hundes, werden tatsächlich mit jedem Mal intensiver angenommen und beantwortet. Und irgendwann – über eine halbe Stunde hat´s gedauert! – ist der Bann gebrochen. Der Bub umarmt den begeistert wedelnden Hund, schmiegt zärtlich seine Wange in dessen Rückenfell. In seiner eigenen Sprache hat das feinfühlige Tier einem todtraurig, verwirrt, verstörten Kind Jesu `Komm heraus!´ übersetzt – und hat ihm Zeit gelassen und gegeben, ins Leben zurückzufinden.

Eigenartig: In der Lazarus-Erzählung wird uns unerklärlich Unbegreifliches zugemutet – und gleichzeitig gibt´s da doch so viel jedem Menschenherz Vertrautes zu entdecken: Krankheit mit Todesgefahr, Krankenbesuch und Wettlauf mit der verbleibenden Zeit. Das Geheimnis der Freundschaft, Vertrauen und Verstehen, aber genauso Missverständnisse und Vorwürfe aller Art. Zaudern, Angst und Wagemut. Tränen und Trost, Flüstern und innerer Aufruhr. Stille. Und das Weinen… Und in all dem: das Geheimnis der Auferstehung…

Mein Vater erzählte aus seiner Kindheit in Zillingdorf: Da war ein frommer, alter Bauer gestorben, dessen Leitspruch lautete: „Schimpft´s ned übern Herrgott und übers Wetter!“ Seine Familie, die Nachbarn und nach und nach die ganze Dorfgemeinschaft versammelte sich hintereinander, um Abbitte zu leisten – eine alte Form der Totenliturgie.
Der kleine Fritzl, damals ein siebenjähriges, aufg´wecktes Bürscherl steht mit vielen anderen in der geräumigen Stube. Da ist das Sterbekreuz mit den zwei Kerzen, da liegt der Verstorbene aufgebahrt. Unablässig wird die Litanei von Vorbeter und Gemeinde in jahrhundertelang eingeübt abgeschliffenem Gebets-Sing-Sang wiederholt. Da bricht ein gewaltiges Sommergewitter los: Es blitzt und donnert, der Regen trommelt, von starken Windböen gepeitscht gegen die Scheiben. „Sauwetter, elendig´s!“ raunt der schwerhörige Kräutler Franzl seinem Nachbarn zu. Alle horchen auf. Da geschieht das Unglaubliche: Der Tote richtet sich auf. Spricht sein berühmtes „Schimpft´s ned übern Herrgott und übers Wetter!“, dann sinkt er in die Kissen zurück und schließt die Augen für immer. Alle Anwesenden knien nieder, ein Flehen liegt nun im Gebet, niemand kann fassen, was da geschehen.
Mein Vater, der diese Begebenheit plus Kennwort gern erzählt hat, meinte später, als Arzt und Psychiater jeder Frömmelei abhold: „Scheintot? Ausgeschlossen! Der alte Doktor war beim Furtner Bauern, als der starb. Und die Leut´ damals: das waren bodenständig kernige Typen, die nicht so g´schwind was aus der Fassung bringt. Massenhysterisches Phänomen? Sicher nicht. Es war ganz still, nur im Gebetston lag auf einmal eine tief erzitternde Ehrfurcht – das Bewusstsein, Zeuge eines unerhörten Geschehens zwischen Himmel und Erde geworden zu sein. Freilich, Kinder in ihrer großen inneren Lebendigkeit können sich viel einbilden auch, hundertmal wurde die Geschichte ja später wiederholt und weitererzählt, hundertmal hab ich sie gehört, und – hunderte Male hab´ ich mich später dann selber gefragt, ob mir die Phantasie damals nicht einen Streich gespielt haben könnte, mit mir durchgegangen ist? Aber trotzdem: Ich seh´s heut´ so klar vor mir, als ob´s gestern passiert wär´ – wie er sich aufrichtet – und ich hör seine Stimme…“ Mein Vater schüttelte den Kopf, zog die Schultern hoch, dann nickte er und seufzte: „Mein Jesus, Barmherzigkeit!“

Wenn Dir diese schlichten Betrachtungshilfen ein wenig Trost und Ermutigung vermitteln, bin ich froh. Ich danke von Herzen für den kraftvoll hilfsbereiten Zusammenhalt, der so spürbar wird in den wunderschönen Osterkarten, die mir viele Kinder schicken, damit ich den Kranken und Einsamen einen kleine Freud´ bereiten kann.
Ich danke allen Jugendlichen, die eine eigene bunte Osterzeitung für Obdachlosenhäuser selbst erarbeiten und gestalten. Ich dank´ Euch allen für die vielfältige Nutzung unterschiedlichster Kommunikationsmittel, die in dieser schwierigen Situation helfen, dass möglichst niemand glauben muss, er wird vergessen – „aus den Augen, aus dem Sinn“… Und nicht zuletzt danke für´s treue Gebet. Es trägt.

Fest verbunden,
Euer Tomas

 

Anbei noch meine kleine Fürbitt-Anregung.

Wieder und wieder lese ich Deinen Brief. Mein Finger streicht sanft über eine Stelle, wo sich das Papier gewellt hat. Die Schrift ist sehr verwischt: – Du hast geweint. – Ich seh´ Dich vor mir, hör Dein leises Aufschluchzen. Und kann Dir nicht beistehen.
Aber: – mein kleines Gebet, – das kann ich dir schicken.

Zum x-ten Mal hör ich mir dieses Lied an, zu dem Du so gern getanzt hast: kraftvoll, der Rhythmus, schlicht und einfach schön die Melodie, – auch der Text kann was. – Nun hörst Du wohl ganz andere Sachen – und ich hör so manches über Dich. – nur: von Dir selbst hör ich nichts… So viel würd mich interessieren, so viel würd´ ich Dich gern fragen.
Nur mein kleines Gebet, – das kann ich Dir schicken.

Ich schnuppere zur Küche hinüber: Es duftet nach Vanillepudding. Ach, – damals: – Mit viel Himbeersaft immer, und ein Stück Schokolade drauf – erinnerst Dich noch?
Was sie Dir dort jetzt wohl zu essen geben?- So gern würd ich den Pudding mit Dir teilen.
Bloß mein kleines Gebet, – das kann ich Dir schicken.

Heute wollt ich Dir schon laut nachrufen. Völlig unvermutet hab ich Dich in der eiligen Menschenmenge vor mir entdeckt. Echt: Ich hätt´ schwören können, Du bist es! Exakt Dein Gang. Deine orangene Winterjacke. Deine Art, das Haar zurückzuwerfen. Plötzlich bist Du – offenbar auf Handy-Suche – stehen geblieben. Hast Dich dabei umgedreht: – Ein fremdes Gesicht. Verrückt, so eine Verwechslung! Hätt´ mich gefreut. Kann man nichts machen.
Doch: – mein kleines Gebet, – das kann ich Dir schicken.

Die Auferweckung des Lazarus (Joh 11, 1-46)
Ein Mann war krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf der Maria und ihrer Schwester Marta. Maria war jene, die den Herrn mit Öl gesalbt und seine Füße mit ihren Haaren abgetrocknet hatte; deren Bruder Lazarus war krank. Daher sandten die Schwestern Jesus die Nachricht: Herr, sieh: Der, den du liebst, er ist krank. Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit führt nicht zum Tod, sondern dient der Verherrlichung Gottes. Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden. Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lazarus. Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen. Die Jünger sagten zu ihm: Rabbi, eben noch suchten dich die Juden zu steinigen und du gehst wieder dorthin? Jesus antwortete: Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wenn jemand am Tag umhergeht, stößt er nicht an, weil er das Licht dieser Welt sieht; wenn aber jemand in der Nacht umhergeht, stößt er an, weil das Licht nicht in ihm ist. So sprach er. Dann sagte er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, um ihn aufzuwecken. Da sagten die Jünger zu ihm: Herr, wenn er schläft, dann wird er gesund werden. Jesus hatte aber von seinem Tod gesprochen, während sie meinten, er spreche von dem gewöhnlichen Schlaf. Darauf sagte ihnen Jesus unverhüllt: Lazarus ist gestorben. Und ich freue mich für euch, dass ich nicht dort war; denn ich will, dass ihr glaubt. Doch wir wollen zu ihm gehen. Da sagte Thomas, genannt Didymus, zu den anderen Jüngern: Lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben! Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus sitzen. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag. Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta sagte zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. Nach diesen Worten ging sie weg, rief heimlich ihre Schwester Maria und sagte zu ihr: Der Meister ist da und lässt dich rufen. Als Maria das hörte, stand sie sofort auf und ging zu ihm. Denn Jesus war noch nicht in das Dorf gekommen; er war noch dort, wo ihn Marta getroffen hatte. Die Juden, die bei Maria im Haus waren und sie trösteten, sahen, dass sie plötzlich aufstand und hinausging. Da folgten sie ihr, weil sie meinten, sie gehe zum Grab, um dort zu weinen. Als Maria dorthin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen und sagte zu ihm: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie sagten zu ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus. Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte! Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb? Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, sagte zu ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag. Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herumsteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen! Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn. Aber einige von ihnen gingen zu den Pharisäern und sagten ihnen, was er getan hatte.