PROPHETEN-LOS ?

von | Jul 4, 2021 | Bibelrunde, Wort zum Sonntag | 0 Kommentare

Geschrieben vonBerta

4. Juli 2021

Bibelrunde

14. Sonntag im Jahreskreis

Halleluja. Halleluja.

Der Geist des Herrn ruht auf mir.

Der Herr hat mich gesandt,

den Armen die frohe Botschaft zu bringen.

Halleluja.

Eindrucksvoll, wie dieser Vers aus dem Psalm 123 – als „Antwortpsalm“ zwischen den Lesungen – ein Grundthema der heiligen Texte auf den Punkt bringt:

Da gibt es Propheten. Menschen, die sich von Gott berühren lassen. Standfest („auf die Füße gestellt“) und konsequent leben sie ihren Auftrag, die Dinge beim Namen zu nennen – unabhängig davon, ob sie auf Offenheit oder Ablehnung stoßen.

Ezechiel („Gott möge Kraft geben“) muss sein Volk auf den Untergang des Reststaates Israel vorbereiten.

Paulus ringt mit seiner Schwäche und scheinbaren Ohnmacht, bis er erkennt, dass Gottes Gnade genügt und ausschlaggebend ist, nicht aber seine Leistung.

Jesus teilt das Los der Propheten, die abgelehnt und missverstanden werden. Er begegnet Menschen, die zwischen Staunen und Skepsis schwanken und deren Vorurteile uns möglicher Weise sehr bekannt vorkommen…

Evangelium: Jesus in seiner Heimat (Markus 6,1- 6)

Von dort brach Jesus auf und kam in seine Heimatstadt;
seine Jünger folgten ihm nach.
Am Sabbat lehrte er in der Synagoge.
Und die vielen Menschen, die ihm zuhörten,
gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Woher hat er das alles?
Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist!
Und was sind das für Machttaten, die durch ihn geschehen!
Ist das nicht der Zimmermann,
der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus,
Joses, Judas und Simon?
Leben nicht seine Schwestern hier unter uns?
Und sie nahmen Anstoß an ihm.
Da sagte Jesus zu ihnen:
Nirgends ist ein Prophet ohne Ansehen außer in seiner Heimat,
bei seinen Verwandten und in seiner Familie.
Und er konnte dort keine Machttat tun;
nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie.
Und er wunderte sich über ihren Unglauben.
Und Jesus zog durch die benachbarten Dörfer
und lehrte dort.

 

1. Lesung aus dem Buch Ezéchiel. (Ez 1,28b – 2,5)

 

In jenen Tagen,

schaute ich das Aussehen der Gestalt

der Herrlichkeit des Herrn.

Und ich fiel nieder auf mein Angesicht.

Da hörte ich die Stimme eines Redenden.

Er sagte zu mir: Menschensohn,

stell dich auf deine Füße;

ich will mit dir reden.

Da kam Geist in mich, als er zu mir redete,

und er stellte mich auf meine Füße.

Und ich hörte den, der mit mir redete.

Er sagte zu mir: Menschensohn,

ich sende dich zu den Söhnen Israels,

zu abtrünnigen Völkern,

die von mir abtrünnig wurden.

Sie und ihre Väter sind von mir abgefallen,

bis zum heutigen Tag.

Es sind Söhne mit trotzigem Gesicht

und hartem Herzen.

Zu ihnen sende ich dich.

Du sollst zu ihnen sagen: So spricht Gott, der Herr.

Sie aber: Mögen sie hören oder es lassen

 — denn sie sind ein Haus der Widerspenstigkeit —,

 sie werden erkennen müssen,

 dass mitten unter ihnen ein Prophet war.

2. Lesung – 2 Kor 12,7-10

 

Damit ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen

nicht überhebe,

wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen:

ein Bote Satans,

der mich mit Fäusten schlagen soll,

damit ich mich nicht überhebe.

Dreimal habe ich den Herrn angefleht,

dass dieser Bote Satans von mir ablasse.

Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollendet.

Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen,

damit die Kraft Christi auf mich herabkommt.

Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht,

alle Misshandlungen und Nöte,

Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage;

denn wenn ich schwach bin,

dann bin ich stark.

Für die stille Ecke:

Halleluja. Halleluja.

Der Geist des Herrn ruht auf mir.

Der Herr hat mich gesandt,

den Armen die frohe Botschaft zu bringen.

Halleluja.

Ich sitze vor meinem PC und bereite die Bibelrunde vor. Ich lasse die Texte auf mich wirken. Lasse mich von ihnen  fragen, in Frage stellen.

Neuerdings geht mir die Arbeit am PC so gar nicht von der Hand. Der Drucker reagiert nicht wie gewohnt. Ich kann keine Bilder mehr downloaden. Ich ärgere mich über meine Ungeschicklichkeit…

Und überhaupt: Wen interessieren wohl meine Gedanken? Wer bin ich, um anderen die heiligen Texte erschließen zu können? Habe ich Theologie studiert? Bin ich „geweiht“, beauftragt, gesandt…? Bin ich gemeint?

 

Der Geist des Herrn ruht auf mir.

Ich werde zunehmend ruhiger, konzentrierter. Es geschieht, dass die Gedanken und Gefühle klarer werden. Stoßgebete (was für ein Wort!) formen sich in mir…Es ist nicht wichtig, ob und wie die Menschen reagieren…

 

Der Herr hat mich gesandt.

Was mich so irritiert hat, ist nicht mehr wichtig. Die Arbeit drängt, getan zu werden. Es ist  gut.

Ich denke an die vielen Menschen in meiner Umgebung, die wahre Propheten sind. Ich werde die Menschen in der Bibelrunde fragen, wo sie die Propheten in ihrer Umgebung finden. Wo sie selbst Propheten sind. Wo sie die Zeichen der Zeit sehen, die beim Namen zu nennen sind. Vielleicht können wir gemeinsam Vorurteile aufspüren, die uns am Hinhören hindern. (Herkunft, Tradition, Studium, Kompetenz, Position…)

 

Den Armen die frohe Botschaft bringen.

Worauf es ankommt: die frohe Botschaft. Und immer wieder: Die Armen!

Wir werden nachdenken, woran die Menschen arm sein können – arm an Rechten, an Wertschätzung, an Einfluss…

„Alles, was andere aufrichtet, ist Vorgeschmack der Auferstehung.“ (Kardinal Schönborn)

 

(Wo und wie) bin ich gemeint?

Halleluja. Halleluja.

Der Geist des Herrn ruht auf mir.

Der Herr hat mich gesandt,

den Armen die frohe Botschaft zu bringen.

Halleluja.