Wort zum Sonntag
Predigt vom 4. 7. 2021
"Es gibt im Menschen den Hang zur Philosophie des "nichts anderes als...Der ganze Mensch is nix anderes als...". Tomas lädt ein zum Nachdenken über die Versuchung der Abwertung des Anderen und zur Wertschätzung des Lebendigen. (m)EINBLICK – CWs KolumneWas Dich noch...
PROPHETEN-LOS ?
Bibelrunde14. Sonntag im Jahreskreis Halleluja. Halleluja. Der Geist des Herrn ruht auf mir. Der Herr hat mich gesandt, den Armen die frohe Botschaft zu bringen. Halleluja.Eindrucksvoll, wie dieser Vers aus dem Psalm 123 – als „Antwortpsalm“ zwischen den Lesungen –...
Predigt vom 27. 6. 2021
"Zwei Menschen am Abgrund der Verzweiflung begegnen uns im heutigen Evangelium. Zwei Menschen - in den Augen dieser Welt mit aussichtslosen Anliegen..." So beginnt Tomas seine Predigt über die Tochter des Jairus. Er erinnert sich an die Begegnung mit einer jungen Frau...
Predigt vom 20. Juni 2021 „Von Stürmen und Ängsten“
Stürme des Meeres, der See und des Herzens werden in der heutigenPredigt angesprochen. Schatten von Haifischen oder anderer Mächtehuschen durchs Bild. Es geht um Ängste - und wie man ihnen begegnet.(m)EINBLICK – CWs KolumneWas Dich noch interessieren könnte
Bedrohtes Leben
BibelrundeMarkus 4, 35 – 41 Am Abend dieses Tages sagte er zu ihnen: Wir wollen ans andere Ufer hinüber fahren.Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg. Einige andere Boote begleiteten ihn.Plötzlich erhob sich ein heftiger...
Predigt vom 13. 6. 2021 -„Senfkorn“
„Die Worte des Evangeliums atmen ein Wort, dieses Wort ist ein heiliges Wort: Geduld. Alles Lebendige braucht Geduld. Alles hat seine Zeit und alles braucht seine Zeit.“ (TK).Von der Schildkröte Hannibal bis zum ruppigen Friedhofsverwalter am Telefon spannt Tomas den...
Predigt vom 6. Juni 2021
"Familiengeschichten" sind der Ausgangspunkt im Sonntagsevangelium, nicht ungewöhnlich also, dass Tomas Nachschau in der eigenen Familie hält, aber weit darüber hinaus geht und letztlich bei einem der großen Spannungen des christlichen Selbstverständnis landet: den...
Predigt 30. 5. 2021 – Vom Entgegenkommen
"Da trat Jesus auf sie zu." Ausgehend von diesem Wort erzählt Tomas, in welchen Begegnungen und Situationen er das Entgegenkommen Jesu zuletzt erfahren hat. Im Alltäglichen und Zu-Fälligen: Eine Feier im Mutter-Kind-Haus, ein Besuch in einem Obdachlosenhaus,...
Predigt am Pfingstsonntag 23. 5. 2021
"Du kannst die Wahrheit einem Menschen wie einen nassen Fetzen um die Ohren knallen oder du kannst sie ihm hinhalten wie einen Mantel, in den er hineinschlüpfen kann." Wie es ist, einen Beistand an seiner Seite zu haben, das ist der Ausgangspunkt für die...
Quelle und Fels und Licht und Leben…
Pfingstsonntag Noch ganz lebendig ist der Eindruck, den die Predigt von Tomas am vergangenen Sonntag hinterlassen hat: Die 99 und noch mehr Namen Gottes… Was zu Pfingsten geschehen ist, lässt sich wohl kaum wirklich beschreiben. Die Berichte sind voll von...

Meine Lieben!
Gegenwärtig, in dieser ungewiss schweren Zeit, können wir leider nicht in gewohnter Weise das Sonntagsevangelium miteinander betrachten. Also kommen heute meine schlichten Gedanken und Anregungen zur „Heilung des Blindgeborenen“ (Joh 9, 1-41, 4. Fastensonntag) auf diesem Weg. Wenn da was dabei ist für Dich, würd´s mich freuen!
Die Jünger fragen Jesus angesichts eines Blindgeborenen: „Und – wer ist jetzt eigentlich schuld dran, dass der blind ist, sag, wer hat da gesündigt – er selbst oder seine Eltern!?“ Und Jesus weitet ihren und unseren engen Blickwinkel: „Weder er noch seine Eltern, sondern…“ Die ewige Warum-Frage, – Warum so viel Leid, dieses Unglück, die Sünde, der Tod? Wer ist schuld? – wird in ein mutiges „Wozu?“ verwandelt. Wozu? Wofür? Was kann ich darin, daraus, dadurch lernen? Was willst du mir sagen, woran mich erinnern? Was kann ich tun?: Die Lebens-Not-wendig praktische Antwort!
Die fünfjährige Petra fragt: „Du, Papa, aber – warum eigentlich scheint der Mond in der Nacht?“ Nun, der Vater verzichtet auf g´scheite Erklärungen übers Weltall, Wechselspiel und Zusammenklang der Gestirne. Schlicht und einfach ist seine Antwort: „Damit wir draußen in der finstern Nacht auch was sehen können!“ – „Und – warum versteckt er sich dann manchmal, der Mond, und die Sterne auch…?“ fragt das Töchterl nach. „Damit wir uns vielleicht immer wieder an die Taschenlampe erinnern – und sie suchen! Na, – wo is´ sie? Griffbereit??“
Es ist und bleibt ein dunkles Geheimnis: In Leid, Scheitern, Schuld und Sterben hinein gelten keine g´scheiten Theorien. Denn: Was wären die anderes als Anmaßung oder versteckte Schadenfreude – Spott, Hohn und Zusatzlast für all jene, die ohnehin schon so schwer tragen?
Das berühmt berüchtigte „Selber schuld! – Kein Mitleid!“ oder jenes verächtlich herablassende „Geh, bitte, was willst denn da erwarten – bei der Familie?“ – Grausam…
Mit einer eindrücklichen Zeichen-Handlung macht Jesus den Jüngern bewusst, was sie eben im Begriff sind, zu tun, – und prägt ihnen seine Haltung dazu ein: Er pappt dem Blinden erst einmal Gatsch aus Erde und Spucke, feuchten Dreck, auf die Augen, dann schickt er ihn zum Teich: dort soll er sich bitte diese schnell verhärtete, dicke Kruste einfach runterwaschen!
Die Jünger ahnen: Oweh! Oft sind grad wir es, die anderen ihr Leben immer noch mehr verdunkeln: Unsre billigen Schuldsprüche verdrecken und verfinstern wie eine hässliche Kruste den Blick.
Als Jugendliche haben wir gern Schlammschlachten veranstaltet: Bis zur Hüfte im Teich stehend, griffen wir zwei Handvoll Uferschlamm und schleuderten die geballte Ladung mit aller Kraft dem anderen entgegen. Es war eine Mords-Gaudi, die meist schnell von Übermut in Maßlosigkeit kippte und immer heftigere Gegenreaktionen herausforderte, heraufbeschwor. Einmal knallte mir so ein Dreckpatzen mit voller Wucht in die offenen Augen: glühender Schmerz, der – obwohl ich sofort untergetaucht war und versucht hatte, mir das Zeug rauszuwaschen – in ein scharfes Brennen überging. Nur unter Wasser war´s ein bissl leichter, tauchte ich auf, war der grelle Schmerz sofort wieder da… Im AKH holten sie mir dann die verbliebenen Sandpartikel raus, konstatierten winzige Hornhauteinrisse, verordneten Spülungen, Salben und – „Dunkelheit“: eine Woche lang Halbdunkel, möglichst beide, immer aber ein Auge abgedeckt. Man verzichtete Gott sei Dank auf jegliches „Selber schuld!“ und leistete stattdessen großartige Erste Hilfe. „Aber, bittschön, lern´ was draus!“, rief mir der Arzt besorgt nach, „mit sowas is´ wirklich nicht zu spaßen! Und, sei froh, dass D´ so glimpflich davon´kommen bist!“
Beeindruckend, wie der Blindgeborene nun auf einmal sehenden Auges zurückkehrt. Eine Riesenlast ist ihm genommen, und – eigenartig: nicht nur sein Blick, nein: seine ganze Haltung, sein Auftreten, seine Lebenseinstellung haben sich gewandelt. Er traut sich was, mit neuem Lebensmut gestärkt traut er sich was zu – weil Jesus ihm was zugemutet und zugetraut hat! In heiter überlegener Gelassenheit bietet er dem Misstrauen ringsum Paroli, widerspricht ruhig und klar den verbissen hartnäckigen Anklägern.
Tiefe Erleichterung erleben nun aber auch seine Eltern, staunend stehen sie vor dem wunderbar Unbegreiflichen: „Mein Gott, darf das wahr sein? – Unser Kind: mutig und aufrecht! Augenscheinlich mit neuerweckten Kräften des Leibes und der Seele gesegnet?!“ Beim Kreuzverhör von den Pharisäern in die Enge getrieben, verweisen sie ängstlich, aber auch stolz an ihren Sohn: „Fragt ihn doch selbst, der ist alt genug, der kann für sich selber sprechen…“
Ich erinnere mich an meine Zeit im BRG 5, Rainergasse. Am Eltern-Sprechtag wartete regelmäßig vor der Tür des mir zugewiesenen Raumes eine Menschenschlange. Es waren großteils jene Eltern, die eben mehrere schlechte Nachrichten über Betragen, Verhalten, Lerneifer und Wissensstand ihrer Sprösslinge einstecken mussten und zu verkraften hatten. Nun – zu mir kamen sie nicht wegen der Religionsnoten, sondern einfach um ein gutes Wort, ein wenig Zuspruch, ein bissl Verständnis, Trost, Ermutigung. An eine Mutter kann ich mich besonders erinnern, ihr Wort hab ich bis heute im Ohr. Wie verstört sie hereingestürzt kam in den kleinen Raum, im Sessel kraftlos in sich zusammengesunken schluchzt sie laut auf, dann brachen hemmungslos die Tränen hervor: „Bitte, ich bitt´Sie, ich fleh´Sie an: Bitte sagenS´ ma irgendwas Gutes über mein´ Sohn! Nach dem heutigen Nachmittag hab ich wirklich das Gefühl, wir haben da eine stumpfsinnige Bestie großgezogen. Aber das iss er doch nicht, das stimmt ja nicht – o.k., ich weiß, er ist manchmal schon sehr sperrig, auch frech kann er werden, keine Frage, aber das ist doch dieses schwierige Alter… Herrgott nocheinmal, mein Kind ist doch kein Ungeheuer!“
Gott sei Dank konnte ich ihr sagen, was ich grad an ihrem Sohn so schätzte: seine Gradlinigkeit, seine Ehrlichkeit und seinen Humor. „Aber genau das verstehen halt manche Kollegen falsch. Und die Dosierung – die muss er schon noch üben.“ „Da habenS´ wohl recht,“ meint die Mutter nachdenklich, „da muss auch ich noch weiterüben!“ – „Ich genauso, wir alle!“ war meine Antwort. Und da lächelte sie mich an unter Tränen.
Der Blindgeborene kann Jesus noch nicht sehen, kennt ihn noch nicht. Aber: Er horcht auf den Klang dieser Stimme, horcht auf dieses Wort, spürt – irritiert und doch wohltuend – eine gute Hand – und macht sich auf den Weg.
Voller Sehnsucht… Wie wir…
Mag sein, grad Corona macht uns im verwirrten Alltag ein wenig hellhöriger und feinfühliger für einander, erzwingt ein Innehalten, lässt aufhorchen, aufbrechen… – und dann und wann wird ein Erkennen geschenkt?
Räumlich getrennt, aber von Herz zu Herz im Gebet miteinand´ verbunden, –
„Behüt´Euch Gott!“
Euer Tomas.
Die Heilung des Blindgeborenen (Joh 9, 1-41)
Unterwegs sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war. Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst oder seine Eltern, sodass er blind geboren wurde? Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden. Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, in der niemand mehr wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Das heißt übersetzt: der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen. Die Nachbarn und jene, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sagten: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte? Einige sagten: Er ist es. Andere sagten: Nein, er sieht ihm nur ähnlich. Er selbst aber sagte: Ich bin es. Da fragten sie ihn: Wie sind deine Augen geöffnet worden? Er antwortete: Der Mann, der Jesus heißt, machte einen Teig, bestrich damit meine Augen und sagte zu mir: Geh zum Schiloach und wasch dich! Ich ging hin, wusch mich und konnte sehen. Sie fragten ihn: Wo ist er? Er sagte: Ich weiß es nicht. Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war, zu den Pharisäern. Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht und ihm die Augen geöffnet hatte. Auch die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei. Er antwortete ihnen: Er legte mir einen Teig auf die Augen und ich wusch mich und jetzt sehe ich. Einige der Pharisäer sagten: Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sagten: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? So entstand eine Spaltung unter ihnen. Da fragten sie den Blinden noch einmal: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet. Der Mann sagte: Er ist ein Prophet. Die Juden aber wollten nicht glauben, dass er blind gewesen und sehend geworden war. Daher riefen sie die Eltern des von der Blindheit Geheilten und fragten sie: Ist das euer Sohn, von dem ihr sagt, dass er blind geboren wurde? Wie kommt es, dass er jetzt sieht? Seine Eltern antworteten: Wir wissen, dass er unser Sohn ist und dass er blind geboren wurde. Wie es kommt, dass er jetzt sieht, das wissen wir nicht. Und wer seine Augen geöffnet hat, das wissen wir auch nicht. Fragt doch ihn selbst, er ist alt genug und kann selbst für sich sprechen! Das sagten seine Eltern, weil sie sich vor den Juden fürchteten; denn die Juden hatten schon beschlossen, jeden, der ihn als den Christus bekenne, aus der Synagoge auszustoßen. Deswegen sagten seine Eltern: Er ist alt genug, fragt ihn selbst! Da riefen die Pharisäer den Mann, der blind gewesen war, zum zweiten Mal und sagten zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist. Er antwortete: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Nur das eine weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehe. Sie fragten ihn: Was hat er mit dir gemacht? Wie hat er deine Augen geöffnet? Er antwortete ihnen: Ich habe es euch bereits gesagt, aber ihr habt nicht gehört. Warum wollt ihr es noch einmal hören? Wollt etwa auch ihr seine Jünger werden? Da beschimpften sie ihn: Du bist ein Jünger dieses Menschen; wir aber sind Jünger des Mose. Wir wissen, dass zu Mose Gott gesprochen hat; aber von dem da wissen wir nicht, woher er kommt. Der Mensch antwortete ihnen: Darin liegt ja das Erstaunliche, dass ihr nicht wisst, woher er kommt; dabei hat er doch meine Augen geöffnet. Wir wissen, dass Gott Sünder nicht erhört; wer aber Gott fürchtet und seinen Willen tut, den erhört er. Noch nie hat man gehört, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat. Wenn dieser nicht von Gott wäre, dann hätte er gewiss nichts ausrichten können. Sie entgegneten ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren und du willst uns belehren? Und sie stießen ihn hinaus. Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten, und als er ihn traf, sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn? Da antwortete jener und sagte: Wer ist das, Herr, damit ich an ihn glaube? Jesus sagte zu ihm: Du hast ihn bereits gesehen; er, der mit dir redet, ist es. Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder. Da sprach Jesus: Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen: damit die nicht Sehenden sehen und die Sehenden blind werden. Einige Pharisäer, die bei ihm waren, hörten dies. Und sie fragten ihn: Sind etwa auch wir blind? Jesus sagte zu ihnen: Wenn ihr blind wärt, hättet ihr keine Sünde. Jetzt aber sagt ihr: Wir sehen. Darum bleibt eure Sünde.