Zur Erinnerung an unseren lieben Giselher Horner

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Nachruf von Pia Schmid-Piller

13. April 2020

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Menschenfischer

Bibelrunde1. Lesung - Jona 3,1-5. 10 Das Wort des Herrn erging an Jona: Mach dich auf den Weg und geh nach Nínive, der großen Stadt, und rufe ihr all das zu, was ich dir sagen werde! Jona machte sich auf den Weg und ging nach Nínive, wie der Herr es ihm befohlen...

„Da erschien plötzlich der Fuchs….

»Was bedeutet ›zähmen‹?«, fragte der kleine Prinz.

»Das wird oft ganz vernachlässigt«, sagte der Fuchs. »Es bedeutet ›sich vertraut miteinander machen‹.«

»Vertraut machen?«

»Natürlich«, sagte der Fuchs. »Du bist für mich nur ein kleiner Junge, ein kleiner Junge wie hunderttausend andere auch. Ich brauche dich nicht. Und du brauchst mich auch nicht. Ich bin für dich ein Fuchs unter Hundertausenden von Füchsen. Aber wenn du mich zähmst, dann werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzigartig sein. Und ich werde für dich einzigartig sein in der ganzen Welt …«“

aus: Antoine de Saint-Exupéry. Der kleine Prinz.

Ja, genauso war es mit uns, lieber Giselher. Viele Jahre hat es gedauert, bis wir einander grüßten oder gar miteinander sprachen. Schon in den Anfängen von KAW, der Theatergruppe der Caritasgemeinde, bist du mir aufgefallen. Immer distanziert, durch wenige Bemerkungen, die du gemacht hast, habe ich gemerkt, dass du sehr gebildet warst. Auf deiner Parte lese ich, dass du als Hauptschullehrer gearbeitet hast. Regelmäßig bist du am Sonntag nach der Messe zu uns in den Saal gekommen, hast deinen Platz eingenommen, dein Essen und Trinken aus deinem riesigen Rucksack ausgepackt und so richtig genüsslich geschmaust. Du bist immer alleine dagesessen. Und du hast das bunte Treiben rund um dich beobachtet und genossen. Wenn ich etwas Besonderes austeilte, zum Beispiel Schokolade oder Weihnachtskekse, dann wusste ich, mit einem ganz kleinen, feinen, jedoch selbstgemachten Kekserl konnte ich dir eine Freude machen.

Und wenn ich zuvor in der Kirche ein Lied gesungen hatte, dann hast du dich immer sehr herzlich mit einer demütigen Verneigung bedankt und ein paar Bemerkungen zum Musikstück gemacht.

Am 12. Jänner kamst du völlig erschöpft in den Saal. Deine Anreise hatte viel, viel länger gedauert, als üblich. Hanni und ich durften dich nach der Agape nach Hause fahren, was keine Selbstverständlichkeit war – ich erinnere an den Fuchs. Du warst uns so dankbar und hast sogar noch über Hannis Späße gelacht.

Heute habe ich durch eine freundliche Nachbarin die traurige Auskunft bekommen, dass du am 15. Jänner verstorben bist. Ich hoffe, dass du nach deinem langen Leben hier auf der Erde ein ruhiges Plätzchen im Himmel bekommen hast. Du wirst mir fehlen.