Stallgeruch

Geschrieben vonBerta
Bibelrunde
4. Sonntag der Osterzeit
Seltsam vertraut und gleichzeitig fremd sind so manche Bilder, die uns die Bibel anbietet, um eine Ahnung davon zu bekommen, wie Gott sich uns offenbaren will.
So ist es auch mit dem uns so bekannten Bild vom „Guten Hirten“. Ein Bild aus einer anderen Zeit, einem anderen Kulturkreis. Missverständnisse scheinen geradezu vorprogrammiert…
So soll sich ein Tiroler Volksschüler der Einladung, den „Guten Hirten“ zu bewundern, der einem verlorenen Schaf nachgeht,widersetzt und gesagt haben:
„Was ist das für ein Hirte? Wenn der seine Arbeit richtig machen tät, dann würd er sich eine Hilfe holen,die auf die auf die 99 Schafe aufpasst. Dann kann er ja gehen und das verlorene Schaf suchen“…
Logisch und praktisch gedacht, oder nicht? Altklug und – abgehakt… und zu den „Kindergeschichten“ abgelegt?
Wenn Jesus uns dieses Bild anbietet, geht es ihm nicht um Landwirtschaft und Viehzucht, um Herdendenken und „dumme Schafe“. Die Tiefenschichten des geheimnisvollen Bildes bleiben unerschlossen, solange wir nur dem „Stallgeruch“ folgen und den Rahmen des Vertrauten und Bekannten nicht zu verlassen wagen:
Der Gott der Bibel ist ein passionierter Menschenfreund , ein Gott der Zuneigung zu jedem seiner Geschöpfe…



Joh. 10, 11 – 18
Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.
Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich, und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und treibt sie auseinander. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt.
Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich,
wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe.
Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten.
Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen.
Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.
Für die stille Ecke:
Ich bin ein Kind meiner Zeit.
Aufgewachsen, genährt und getränkt
durch die Bilder der Heimat.
Stallgeruch.
Ausgestattet mit Erinnerungen, Impulsen, Fragen.
Treue und Zuversicht.
Brüchen und Aufbrüchen,
Altes und Neues verwoben, verflochten.
Der Herr war und ist mein Hirte. Amen.
Erwecke deine Kirche
Gott, erwecke deine Kirche
und fange bei mir an.
Gott, baue deine Gemeinde
und fange bei mir an.
Gott, lass Frieden überall auf Erden kommen
und fange bei mir an.
Gott, bringe deine Liebe und Wahrheit
allen Menschen
Und fange bei mir an.
Verfasser unbekannt
Herr, du kennst meinen Weg
Herr, du kennst meinen Weg,
den Weg, der hinter mir liegt,
und den, der vor mir liegt.
Du begleitest mich in jedem Augenblick.
Du bist immer für mich da.
Was erwartest du von mir?
Weil du mich führst, kann ich versuchen,
mich selbst zu führen,
dass meine Augen und Ohren unterscheiden lernen,
dass meine Hände anderen helfen lernen,
dass mein Denken das Richtige findet,
dass mein Herz das Richtige entscheiden lernt.
Weil du mich führst,
will ich meinen Weg versuchen.
Charles de Foucauld

Vor einigen Tagen ist ein großer Theologe verstorben. Diese seine Sätze, die ich in einem Nachruf gefunden habe, sind wie ein Vermächtnis:
„Unser Leben ist kurz, unser Leben ist lang. Und voll Staunen stehe ich vor einem Leben, das seine unerwarteten Wendungen und seine Geradlinigkeit hatte…ein Leben, von dem ich heute sagen darf: So war es gut. Ich danke dir, Unfasslicher, Allumfassender und alles Durchwaltender, Urgrund, Urhalt und Ursinn unseres Seins, den wir Gott nennen…Ich danke dir für dieses Leben mit allem Unerklärlichen und Seltsamen. Ich danke dir für all die Erfahrungen, die hellen und die dunklen …Ich danke dir, mein Gott, denn du bist freundlich und deine Güte währet ewig“.
Hans Küng